Anlässlich des Besuchs einer “Jungmännerkapelle” aus dem Rheinland, am Kreuztag 1924, wurde bei den Mitgliedern der Kolpingfamilie Lorch die Idee geboren, selbst eine Musikkapelle zu gründen. Friedrich Klein ergriff die Initiative: Er sorgte für die notwendigen Instrumente und brachte den jungen Musikern die ersten Kenntnisse bei. Schon im September des gleichen Jahres spielte die neu gegründete Kapelle beim Empfang des Bischofs, im darauf folgenden Jahr gab sie ihr erstes öffentliches Konzert auf dem Lorcher Marktplatz.

Gleich am Ende des ersten Jahres verpflichtete die Kolpingfamilie Johannes Lill aus Rüdesheim als musikalischen Leiter ihrer Kapelle.

Durch den allgemeinen wirtschaftlichen Niedergang in den 30er Jahren und den Bau des Kolpinghauses wurde ab 1933 die Bezahlung eines Dirigenten nicht mehr möglich. So übernahm diese Aufgabe ein aktiver Musiker: Philipp Müller. Die Aktivitäten der Kapelle erstreckten sich in den folgenden Jahren hauptsächlich auf die musikalische Mitwirkung bei religiösen Festen, Prozessionen und Umzügen; es wurden aber auch viele befreundete Kolpingfamilien besucht, um sie musikalisch zu unterstützen.

Die Machtergreifung durch die NSDAP brachte die Kolpingfamilie als “religiösen Verein” in große Schwierigkeiten. Die Kapelle durfte nicht mehr als “Kolping-Kapelle” auftreten. Trotzdem blieben die Musiker zusammen und spielten (auch Repressalien in Kauf nehmend) bei kirchlichen Anlässen. In den folgenden Kriegsjahren schrumpfte die Zahl der aktiven Musiker bis auf vier Mann.

Nach dem Krieg versuchte die Kolping-Kapelle ab 1947 unter Johann Petri einen Neubeginn. Nach und nach stießen die ehemals aktiven Musiker als Kriegsheimkehrer wieder zur Kapelle. Der Tiefpunkt war endgültig überwunden, als Josef Happ zu Beginn der 50er Jahre viele Jugendliche für die Kolping-Kapelle begeistern konnte, sie ausbildete und schließlich als zusätzliche Musiker in die Kapelle integrierte. In den folgenden Jahren stieg die Zahl der Auftritte, und das Repertoire der Kolping-Kapelle wurde umfangreicher und anspruchsvoller. (Nennenswerte Aktivitäten waren damals beispielsweise die Mitwirkung beim Mainzer Rosenmontagszug und bei mehreren Prunksitzungen im Wiesbadener Kurhaus Anfang der 60er Jahre.) Im Jahr 1962 wurden bei einem Konzert am 1. Mai neu einstudierte Musikstücke vorgestellt. Diese Veranstaltung hat sich seit dieser Zeit bis heute zu einem festen Bestandteil im kulturellen Leben der Stadt Lorch entwickelt.

Die nächste Epoche der Vereinsgeschichte, begann im Jahre 1968 und ist vor allem durch eine Person maßgeblich geprägt: Gisbert Barth! Er begann erneut mit der Ausbildung von Nachwuchsmusikern, übernahm die Geschäftsführung und seit 1974 auch die Arbeit des Dirigenten.

Weil die Zahl der Musiker und die Zahl der Auftritte ständig stieg, wurde 1977 das Amt des Vorsitzenden vom Dirigentenamt getrennt. Als Vorsitzender wurde Helmut Zachriat gewählt. Er war es auch, der die Auftritte der Kapelle durch seine humorvollen und redegewandten Ansagen würzte und den Gesang in das Repertoire der Kolping-Kapelle aufgenommen hat. Außerdem begann in seiner Amtszeit die Kolping-Kapelle damit, die Lorcher Kerb durch die “Wisperstädter Volksmusiktage” zu bereichern. Gleichzeitig fanden sich einige Musiker unter der Leitung von Gisbert Barth zu einer Tanzkapelle zusammen, die bei entsprechenden Veranstaltungen der KKL aufspielte.

Im Jahre 1981 übernahm Hans-Josef Fuchs den Vorsitz der Kapelle. Er initiierte 1984 die Gründung eines Bläserquintetts und einer klassischen Big-Band. Während das Bläserquintett bis heute existiert und vor allem die Aufgabe übernimmt, als “Turmbläser” die Adventszeit durch Auftritte nach den Vorabendmessen zu bereichern, gab die von Karl-Georg Glaßner geleitete KKL-Big-Band bei den Lorcher Kulturtagen 2000 ihr vorerst letztes Konzert. Trotz großer Erfolge (u.a. Auftritt im Fernsehen) musste sie ihre Tätigkeit, wegen beruflich bedingter Abwanderungen bzw. Überlastung von Musikern, auf noch nicht absehbare Zeit einstellen. Aus Anlass des 60-jährigen Jubiläums wurde die Schallplatte und Musik-Cassette “KKL-International" (1984) produziert, die in der darauffolgenden Zeit des öfteren auch im Radio zu hören war.

Der vorerst letzte Dirigentenwechsel ereignete sich im Jahre 1989, als Gisbert Barth dem talentierten Karl-Georg Glaßner den Taktstock übergab, um, wie er sich ausdrückte, die positive Entwicklung der Kapelle weiter zu forcieren. Gisbert Barth ist seit dieser Zeit zweiter Dirigent und auch weiterhin als aktiver Musiker und Ausbilder für die Kapelle tätig.

Die Aufgaben des Vorsitzenden übernahm von 1991 bis 1999 Jürgen Lukas. In seine Amtszeit fallen unter anderem die Produktion der CD “Wo die Musik erklingt” (1997), die Herausgabe des Buches “Lorch und seine Kolping-Kapelle” (1999) und die zahlreichen Veranstaltungen, die aus Anlass des 75jährigen Bestehens im Jubiläumsjahr stattfanden.

Ab November 1999 lag die Vereinsführung in den Händen eines “Zwei-Mann-Teams”  bestehend aus Oliver Kreutzer und Thomas Pöschl. Zu dieser Zeit umfasste die Kolping-Kapelle Lorch etwa 50 aktive, musikalisch größtenteils hervorragend ausgebildete Musiker und Musikerinnen, die bei ca. 50 Auftritten pro Jahr in Lorch, sowie in der näheren und weiteren Umgebung immer wieder ihr Können demonstrierten.

2006 übernahm der Südkoreaner Joong-Heon Yoon den Dirigentenstab der Kolping-Kapelle.